In diesem Beitrag befasse ich mich mit einem Thema, das in kaum einem Unternehmen Beachtung findet. Es handelt sich um die Schattenmitarbeiter bzw. die Schattenbelegschaften. Diese Schattenmitarbeiter wirken ständig im Hintergrund und können ihre zersetzenden Kräfte in allen Bereichen eines Unternehmens über eine lange Zeit unbeachtet entfalten.
Dieses Thema kann ich an dieser Stelle nicht erschöpfend behandeln, aber ich halte es für dringend notwendig, es anzusprechen, um ein Problembewusstsein zu wecken.
Jeden Tag werden alle Unternehmen meistens unerkannt mit diesem Thema konfrontiert und die dadurch entstehende Destruktivität ist existenzgefährdend. Dadurch werden die Investitions- und Kreditrisiken deutlich erhöht, die Innovationskraft deutlich geschwächt, die Umsatz- und Ertragsziele gefährdet oder kurz gesagt, die Erreichung aller festgelegten Unternehmensziele erschwert bzw. unmöglich gemacht. Die Schäden für das BIP einer Volkswirtschaft sind enorm.
Laut dem Forschungsinstitut Gallup, welches den Gallup Engagement Index Deutschland 2024 präsentierte, liegt die hohe emotionale Bindung der Beschäftigten im einstelligen Bereich. Mindestens 115 Mrd. Euro gingen der deutschen Wirtschaft 2024 aufgrund von innerer Kündigung und daraus resultierenden Produktivitätsverlusten verloren. Dieses Ergebnis sollte alle Führungskräfte in den Chef-Etagen wachrütteln.
Unterschätztes Risiko und unbeachtetes Erfolgspotential
Egal wie viele Mitarbeiter in einem Unternehmen offiziell erfasst sind, die Anzahl kann in jedem Einzelfall mit zwei multipliziert werden. Hat ein Unternehmen hundert Mitarbeiter, dann sind in diesem Unternehmen tatsächlich zweihundert Mitarbeiter aktiv. Wie kommt das zustande? Jeder Menschen hat als Kind durch seine Eltern Prägungen erhalten, die ihre Wirkungen im weiteren Leben entfalten. Gravierende Auswirkungen haben dabei traumatische Erlebnisse in frühester Kindheit und in der Jugendzeit. Es gibt kaum jemanden, der davon nicht betroffen ist. Die inneren Kinder, die seelisch verletzen und traumatisierten Kinder, sind immer dabei – und das betrifft alle Abteilungen und alle Hierarchieebenen.
Ich stelle hier die These auf, dass Unternehmen, die die Augen vor den Schattenbelegschaften verschließen, früher oder später sehr große Probleme bekommen werden. Schattenbelegschaften erhöhen maßgeblich die Entropie in Unternehmen. Das dadurch nicht genutzte Potential der Unternehmen und deren Mitarbeiter bringt erhebliche Nachteile in allen Unternehmensbereichen mit sich.
Die Entropie ist eine physikalische Größe, sie ist ein Maß für die ungenutzte Energie bzw. der Unordnung in einem (Teilchen-) System. Ein Ansteigen der Entropie führt zur Zersetzung bzw. zum Verfall – wie in der Natur. Das ist ein Naturgesetz (zweiter Hauptsatz der Thermodynamik), dem sich nichts und niemand entziehen kann. Wer Vorreiter sein möchte und sein Unternehmen möglichst ohne größere Schäden durch Krisenzeiten steuern möchte, muss sich diesem Thema stellen. Informationen zum Thema „Entropie“ finden Sie in meinen Blog-Beiträgen „Die Macht der Wahrheit“ und „Unternehmen heute und in der Zukunft“
Der Normalzustand im Unternehmen
Jedes Kästchen steht für eine Abteilung und die Buchstaben symbolisieren die Abteilungsstrukturen. Je mehr Mitarbeiter einer Abteilung einen großen Teil ihrer Energie in die Struktur einbringen, desto effizienter ist die gesamte Arbeitsleistung. Die Mitarbeiter außerhalb der Strukturen symbolisieren eine unterdurchschnittliche Arbeitsleistung. Ein bedeutender Teil deren Energie wird für andere interne aber auch externe Schauplätze aufgewendet. Je deutlicher die Inkohärenz in einer Abteilung ist, desto ineffizienter wird gearbeitet und desto mehr Kapital wird vernichtet.
Interne Energieverschwendung findet statt durch eine allgemeine Unzufriedenheit bzw. durch Konflikte mit der Geschäftsführung, mit der Abteilungsleitung und Kollegen, Mobbing, Machtkämpfe, Konkurrenzkämpfe, unrealistische Zielvorgaben, innere Kündigung und so weiter. Die externe Energieverschwendungen sind sehr vielfältig und finden sehr häufig im Privatbereich statt. Es sind oft Kleinigkeiten, sogenannte Trigger, die einen Konflikt auslösen, oder die betreffende Person, je nach Veranlagung, emotional in ein tiefes Loch stürzen lassen.
Wir alle haben damit schon Erfahrungen gemacht und wissen, wie kräftezehrend emotionale bzw. seelische Belastungen sein können. Wenn so ein Zustand über längere Zeit anhält, dann mündet das früher oder später in deutlich wahrnehmbare körperlichen Beschwerden bis hin zu einem Burnout. Die Folgekosten für Unternehmen aufgrund von Krankheitstagen, überdurchschnittlicher Fluktuation und den damit verbundenen Personalbeschaffungskosten, Knowhow-Verlusten und Effizienzeinbußen dürfen nicht unterschätzt werden.
Viele Unternehmen scheuen keinen finanziellen Aufwand, wenn es um die Modernisierung des Maschinenparks, des Fuhrparks, der IT-Abteilung und um Marketingaktivitäten geht. Warum aber finden die in den Mitarbeitern vorhandenen tief liegenden Probleme so wenig Beachtung? Es sind die Mitarbeiter, die jede Abteilung zum Leben erwecken und hinter den Zahlen einer Bilanz stehen. Deshalb ist eine echte Resilienzentwicklung, die sich auch mit den Traumata der Kindheit befasst, eine Strategieaufgabe von höchstem Rang.
Traumatisierung in der Kindheit – ein Tabuthema
Das darf kein Tabuthema sein, denn eine echte Resilienzentwicklung ist nur möglich, wenn man sich der eigenen Lebensgeschichte stellt. Das Wort „Resilienz“ ist ein Modebegriff geworden und viele Unternehmen schmücken sich damit. Aber meistens enden alle Bemühungen der Führungsetagen um Resilienzentwicklung an den Werkstoren. Das ist ein fataler Fehler und die Ergebnisse müssen zwangsläufig weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Resilienzentwicklung bedeutet eine Umstellung der gesamten inneren Haltung sowie Lebenseinstellungen, verbunden mit einer beständigen Veränderung der Denk- und Handlungsweisen, beruflich und privat. Die notwendige Umstellung fällt niemanden in den Schoß, sie muss konsequent erarbeitet werden. Genau an diesem Punkt scheitern früher oder später viele Bemühungen, weil bei einem Mitarbeiter nur dann die Chance besteht, dass er bereit ist, den Aufwand zu leisten, wenn die Sinnhaftigkeit und die Ursachen für destruktive Verhaltensweisen erkannt werden.
Diese Ursachen liegen oft weit in der Vergangenheit und existieren sehr häufig nicht im Tagbewusstsein oder gar in der Erinnerung. Um die Entscheidung zu einer ernst gemeinten beharrlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Person drücken sich viele Mitarbeiter in allen Führungsebenen. Sich mit sich und seinen Prägungen der Kindheit zu befassen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke. Zu viele scheuen diesen Blick in die Vergangenheit.
Erst die Aufarbeitung dieser Zeit erschafft die Basis für echte Bemühungen für Resilienz. Es ist dabei von entscheidender Bedeutung, dass der Mensch als Ganzes betrachtet wird und das heißt Körper, Emotionen und die seelisch Ebene. Diese drei Bereiche bilden die untrennbare Einheit „Mensch“ und interagieren permanent miteinander. Eine echte, in die Tiefe gehende Resilienzentwicklung ist für Unternehmen ein sehr entscheidender Erfolgsfaktor.
Ängste vor der Selbstreflexion verhindern das Richtige zu tun
Ohne die intensive Beschäftigung mit der eigenen Person, mit der persönlichen Charakterstruktur, mit den eigenen Wünschen, Zielen, Herzensanliegen, individuellen Mustern und Prägungen fehlt ein wichtiger Teil zum Verständnis des eigenen Wesens. Hinter vielen Verhaltensmustern und Prägungen stecken schmerzhafte oft verdrängte Erfahrungen in der Kindheit. Der Gedanke an eine Selbstreflexion löst häufig Unbehagen und sogar Ängste aus.
Diese inneren Konflikte führen zu einem Fluchtreflex und so betäuben wir uns im Alltag mit Aktivitäten, die keine Zeit zur Selbstreflexion bieten. Auch das mit sich alleine sein, verbunden mit Stille, wird als beängstigend und erdrückend empfunden. Dadurch bleiben viele in der Seele tief verwurzelte Prägungen unbearbeitet und wirken wie ein schleichendes Gift auf der körperlichen, emotionalen und seelischen Ebene ein Leben lang. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das Miteinander im Beruf und privat.
Den Körper, die emotionale und seelische Ebene entgiften
Der erste Schritt sollte eine ehrliche Betrachtung der eigenen privaten und beruflichen Lebenssituation sein. Ohne diese „Inventur“ bleibt der Zugang zur Erkenntnis, dass etwas grundlegend verändert werden muss, verschlossen. Dabei muss alles auf den Prüfstand. Dazu gehören zum Beispiel die Ernährung, insbesondere die Genussgifte, die familiäre und berufliche Situation, die Konfliktauslöser in beiden Bereichen und die intensive Betrachtung der Kindheit.
Nur durch diese Herangehensweise reift die Erkenntnis, dass ein dringender Handlungsbedarf zur Detoxifikation (auch Detox genannt) der körperlichen, emotionalen und seelischen Ebene besteht. Unternehmer sollten sich bei dieser für das Unternehmen sehr wertvollen Aufgabe professionelle Hilfe holen. Dabei besteht die Möglichkeit der Durchführung von Seminaren im Unternehmen und der gezielten Begleitung von einzelnen Mitarbeitern.
Eine sehr erfahrene Beraterin für diesen Themenbereich ist Frau Heike Holz, die über eine große Palette an Werkzeugen zur Entgiftung des Körpers und der emotionalen und seelischen Ebenen – unter anderem auch der sogenannten „Schattenarbeit/Schattentherapie“ – verfügt. Ihre Referenzen sprechen für sich. (www.heikeholz.de)
Schlusswort
Ein tieferes Verständnis des eigenen Wesens bzw. des Ichs führt zu mehr Achtsamkeit, Wertschätzung und Selbstliebe. Das ist die Basis für Frieden im Kleinen und im Großen.